Es ist kein Geheimnis: Stillen ist die beste Ernährung für ein neugeborenes Kind. Die Weltgesundheitsorganisation und Unicef sprechen sich dafür aus, die ersten sechs Monate voll zu stillen, insgesamt dem Kind zwei Jahre die Brust zu geben und darüber hinaus so lange, wie Mutter und Kind es wollen. Aber über die Ernährung hinaus spielt das Stillen eine bedeutsame Rolle für das Bonding und für das Bedürfnis nach Nähe und Verbindung. So weit, so gut. Aber hört man nicht immer von Frauen, bei denen diese vermeintlich natürlichste Kindesernährung nicht funktioniert?
Tatsächlich wird nicht allen Frauen das Stillen geschenkt. Wir geben Dir 10 Tipps an die Hand, wie Du das Projekt Stillen mit mehr Selbstsicherheit angehen kannst.
- Fest entschlossen sein.
Das klingt vielleicht banal, aber es ist wichtig, dass Du für Dich die feste Entscheidung getroffen hast, dass Du stillen möchtest und die Zuversicht pflegst, dass es klappen wird. Dein Kopf und Dein Herz machen die Regeln! So wird es Dir leichter fallen eventuelle anfängliche Schwierigkeiten durchzustehen. - Stillfreundliches Krankenhaus
Wenn Du in einem Krankenhaus entbinden möchtest, such Dir eines, das als babyfreundlich zertifiziert ist. Diese Krankenhäuser zeichnen sich dadurch aus, dass das Personal speziell geschult ist und das Bonding und Stillen im besonderen Maß fördert. In diesen Kliniken wird Wert auf rasches Anlegen nach der Geburt gelegt und es wird nicht einfach zugefüttert (was in anderen Kliniken oft auch ohne das Wissen der Mutter gemacht wird). Hier kannst Du nach einer solchen Klinik in Deiner Nähe suchen. - Sich vorbereiten
Zu den häufigsten Schwierigkeiten beim Stillstart gehören Schmerzen, wunde Brustwarzen und Anlegeprobleme. Besorge Dir im Vorfeld Multi Mam Kompressen (sind vegan und haben schon so manche Stillbeziehung gerettet) um wunde Brustwarzen zu pflegen und leg an einer unauffälligen Stelle die Nummer einer Stillberaterin bereit für den Fall, dass Deine Hebamme Dir nicht helfen kann, Anlegeprobleme zu lösen. Dieses Video erklärt gut verschiedene Stillpositionen. - Schnell anlegen!
Für eine erfolgreiche Stillbeziehung zwischen Dir und Deinem Baby ist es von enormer Bedeutung, dass Du Dein Kind nach der Geburt so bald wie nur möglich anlegst. Laut dem “Handbuch für die stillende Mutter” ist bei einem gesunden, wachen Säugling der Saugreflex 20 bis 30 Minuten nach der Geburt am stärksten. Von Frauen, die ernsthafte Schwierigkeiten mit dem Stillen hatten, hört man immer wieder, dass sie die Möglichkeit zum schnellen Anlegen nicht hatten, sei es durch Komplikationen bei der Geburt oder durch ungeschultes Personal. - Stillberatung
Stillberaterinnen der La Leche Liga oder der Arbeitsgemeinschaft freier Stillgruppen (AFS) arbeiten ehrenamtlich. Du solltest optimistisch ans Stillen herangehen und keine Schwierigkeiten erwarten. Trotzdem ist es vielleicht beruhigend zu wissen, dass am Kühlschrank ein Zettel mit der Telefonnummer einer Stillberaterin in Deiner Nähe hängt, die Dir bei eventuellen Schwierigkeiten helfen kann. - Eine Stillgruppe suchen
Im öffentlichen Straßenbild sieht man eher selten stillende Mütter. Das liegt nicht nur daran, dass viele Frauen sich nicht trauen, sondern einfach daran, dass man (vor allem in den kalten Jahreszeiten wenn man viel anhat) auch sehr diskret stillen kann. Oft entdeckt man erst bei genauem Hinsehen, dass eine Frau auf einer Bank nicht einfach nur ihr Baby im Arm hält, sondern ihm gerade die Brust gibt. Und stillt eine Frau ihr Baby im Tragetuch oder in einer Komforttrage, hat man praktisch keine Chance, das zu erkennen. Das ist praktisch für den Alltag, aber macht auch, dass der Anblick von stillenden Frauen keine Selbstverständlichkeit ist. Vielen Frauen gibt es mehr Selbstbewusstsein und Sicherheit, z.B. in Stillgruppen unter anderen stillenden Frauen zu sein und zu erleben, wie normal und selbstverständlich andere Frauen mit dem Stillen umgehen. - Gut schlafen im Familienbett
Gemeinsam mit Deinem Baby zu schlafen entspricht nicht nur dem kindlichen Bedürfnis nach körperlicher Nähe rund um die Uhr, sondern erleichtert Euch die nächtliche Betreuung und das Stillen. Wenn Dein Baby in Eurem Bett oder im Beistellbett schläft, musst Du im Idealfall nachts kaum einen Fuß auf den Boden setzen: Wird Dein Baby wach, streckst Du lediglich den Arm aus, ziehst es an Dich heran und wenn ihr fertig seid mit Stillen und das Baby eingeschlafen ist, schläfst Du einfach weiter. Das gemeinsame Schlafen fördert Eure Bindung und Euer beider Schlafrhythmus spielt sich aufeinander ein. - Deinen Mann zum Komplizen machen
Es ist wichtig, dass Dein Mann Dich beim Stillen unterstützt. Nichts ist nerviger als ein Mann, der nörgelt und „seinen Spielplatz“ zurückhaben will. Zum Glück verstehen aber immer mehr frischgebackene Väter, dass Stillen von zentraler Wichtigkeit für die Gesundheit des Kindes ist; sie sehen sich zunehmend als aktives Familienmitglied und freuen sich über viel Nähe zum Kind, z.B. im Familienbett, ebenso wie die Mutter. Von der AFS gibt es dieses Faltblatt für Väter gestillter Babys. - Entspannt bleiben!
Das ist keine Floskel: Beim Stillen ist Ruhe und Entspannung von entscheidender Bedeutung. Stress kann Deine Milchbildung tatsächlich zum Erliegen bringen. Du hast gerade ein Baby produziert und auf die Welt gebracht: Du hast verdient, die Füße hochzulegen und Dich zurückzulehnen. Sorge dafür, dass an deinem Lieblings-Stillplatz immer ein Glas Wasser und ein gutes Buch bereit liegen. - Nicht auf die Uhr schauen
Empfehlungen, die sich auf bestimmte Zeitabstände zwischen den Stillmahlzeiten beziehen, sind veraltet und können Deiner Stillbeziehung ernstlich schaden, indem Deine Milchproduktion zurückgeht. Bedenke, dass der Magen Deines Neugeborenen etwa die Größe einer Walnuss hat – es braucht häufige Stillmahlzeiten um satt zu bleiben. Vertrau Deinem Kind: Wenn es Dir Hunger signalisiert, hat es Hunger. Wenn es Nähe braucht, braucht es Nähe. Leg es ruhig an, so oft es möchte; Du kannst es mit Muttermilch nicht überfüttern.
Wenn es nicht klappen will
Was aber, wenn es doch nicht funktioniert? Frühgeburt, Kaiserschnitt, Schlupfbrustwarzen, zu frühes Zufüttern, falsche oder fehlende Beratung und andere Umstände können dazu führen, dass die Stillbeziehung einfach nicht in Gang kommt. Was tun? Auch hier bleibt der wichtigste Ratschlag: Entspannt bleiben. Wenn Du getan hast, was Du tun konntest und es nicht funktioniert, hilft es nicht zu hadern oder Dich mit Schuldgefühlen zu belasten. Nicht zu stillen kann auch Vorteile haben: Als Mutter bist Du unabhängiger vom Kind und kannst flexibler mit Deiner Zeit umgehen was Dir in Sachen Ausgehen oder Arbeiten möglicherweise mehr Spielraum lässt. Die Flaschenfütterung gibt außerdem dem Vater die Möglichkeit, aktiv bei der Ernährung des Kindes mitzuwirken und die Bindung zwischen Vater und Kind zu stärken. Und nicht zuletzt kann der Griff zur Flasche für Mutter und Kind weniger Stress bedeuten, als immer wieder daran festzuhalten, kaum oder nicht fließende Muttermilch zum Fließen bringen zu wollen.
Was Du tun kannst, wenn es nicht funktioniert:
- Entspannt bleiben!
Nicht zu stillen macht Dich nicht zu einer schlechten Mutter und Du wirst eine ebenso enge Beziehung zu Deinem Kind haben können, wie stillende Mütter. Versprochen. - Der medikamentöse Ansatz.
Domperidon ist ein Präparat, das eigentlich Magen-Darm-Beschwerden lindern soll. Als Nebenwirkung regt es jedoch die Produktion von Prolaktin an, jenes Hormon, das für die Milchbildung verantwortlich ist. Sprich mit Deinem Arzt/Deiner Ärztin, ob die Einnahme von Domperidon zur Anregung Deiner Milchproduktion für Dich in Frage kommt. - Überleg Dir die Alternative und mach Deinen Frieden damit.
Wenn Du zwar Muttermilch hast, aber entweder durch die Form Deiner Brustwarzen, durch einen verzögerten Milchspendereflex oder andere Umstände das Stillen nicht klappt, ist eine gute Option, mithilfe einer elektrischen Pumpe abzupumpen, um Du Dein Kind weiterhin mit Muttermilch zu ernähren. Eine elektrische Pumpe kannst Du Dir kaufen oder in einer Apotheke ausleihen. Die kannst Du Dir von Deinem/Deiner Haus-, Kinder- oder Frauenarzt/ärztin mit Rezept verordnen lassen, so dass die Krankenkasse die Leihgebühr übernimmt. Von Medela gibt es spezielle Flaschensauger, welche das Saugen an der Brust nachempfinden – wenn Du teilweise stillst und teilweise die Flasche gibst, kannst Du hiermit das Risiko einer Saugverwirrung senken. Wenn Abpumpen für Dich nicht in Frage kommt, Du Dein Kind aber vegan ernähren möchtest, bekommst Du hier Infos über vegane Säuglingsnahrung.
Auf kveller.com findest Du übrigens diesen sehr lesenswerten Bericht einer Mutter, bei der das Stillen nicht funktionierte und die sich weigert, sich davon stigmatisieren zu lassen.
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