Das, was mit den Lebewesen, die wir Nutztiere nennen, passiert ist grauenhaft. Es hat mit Schmerzen, mit Leiden, mit Dreck, Tod, Gewalt und Geschrei zu tun. Wie nur, wie bringt man das einem Kind bei? Wie vermittelt man altersgerecht eine Thematik, die schrecklich in einem Maß jenseits unseres Vorstellungsvermögens ist, ohne das Kind zu überfordern oder zu verstören?
Udo Kasper Taubitz hatte da eine Idee. Und hat ein Kinderbuch draus gemacht. Und was soll ich sagen: Ich find’s toll!
Plot: Der achtjährige Karl Klops stellt beim familiären Weihnachtsdinner fest, dass das gebratene Kaninchen auf dem Esstisch im Grunde ein Geschwisterchen seines geliebten Haustier-Kaninchens Rosa sein könnte und schwört fortan dem Fleischkonsum ab – sehr zum Verdruss seines Vaters. Und seines Opa Klops’. Aber Karl lässt sich nicht nur nicht beirren, er stellt auch clevere Überlegungen an und fragt sich, warum seine Mutter beinahe in Ohnmacht gefallen ist, als er sich mal als Kind einen Regenwurm in den Mund steckte und das Essen von Hunden in China verpönt ist, aber er Kaninchen essen soll. Noch besser versteht Karl, was alles schief läuft in der Art, wie wir mit Tieren umgehen, als er seine Ferien auf dem Bauernhof seines Onkels Tom verbringt – Tom und seine Freundin leben zwar vegetarisch, aber erst ein Zaubertrank der Kräuterhexe, mit dessen Hilfe Karl für eine Nacht die Sprache der Tiere versteht, erfährst er von den Kühen, warum ihnen nicht der Euter platzt, wenn sie nicht gemolken werden und dass ihnen ihre Kälbchen weggenommen werden. Und die Hühner erzählen ihm, wie anstrengend sie es finden, so viele Eier legen zu müssen – die ihnen auch weggenommen werden. Und sie fordern Karl auf, seinen Onkel zu fragen, was mit den Hühnern passiert, die nicht mehr genügend Eier legen. Karls Empörung bestürzt Tom und Anna – und am Schluss leben alle vegan, einschließlich Opa Klops. Happy End!
Alles in allem eine zauberhafte und mutmachende Geschichte! Die Illustrationen von Annette Jacob-Zube sind unter anderem im Collagen-Stil – sehr kreativ und toll anzusehen. Und wer sich beim Lesen wie ich wundert, warum der Autor Udo Kasper Taubitz eigentlich so explizit gut schreibt, bekommt sein Aha!-Erlebnis wenn er auf den letzten Seiten erfährt, dass hier ein Profi am Werk ist: Herr Taubitz (selbst Vater von drei Kindern) ist Journalist und hat schon für die NZZ, Spiegel Online oder Stern geschrieben.
Vom Verlag wird das Buch für Kinder ab sechs Jahren empfohlen – ich finde, es ist vom Inhalt her auch durchaus für jüngere Kinder geeignet. Es ist aber trotz der vielen Illustrationen nicht unbedingt ein Bilderbuch; das Kind sollte also schon genügend Geduld mitbringen, um dieser Geschichte zuhören zu können, sonst ist es vielleicht nicht so spannend für jüngere Kinder.
Die Geschichte von Karls Erlebnissen auf Hof Mutjadingen ist übrigens von Hof Butenland inspiriert – einem wundervollen ehemaligen Bauernhof, der jetzt ein Altersheim für Kühe und andere Tiere ist. Der Hof finanziert sich durch Ferienwohnungen auf ihrem Hof, durch ein Windrad, das Strom erzeugt und von Spenden. Ich habe mit meinem Sohn im Sommer für einige Tage dort Urlaub gemacht und war beeindruckt vom Engagement von Jan und Karin (der Real-Life-Version von Tom und Anna), fasziniert von der Begegnung mit den dort lebenden Kühen, Schweinen und anderen Tieren – und erfüllt vom Frieden dieses wunderbaren Ortes.
Udo Kasper Taubitz: Karl Klops der coole Kuhheld. Echo Verlag 2012, 64 Seiten, 12,90 Euro.
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