©seedo - pixelio.de

©seedo – pixelio.de

Menschen wie ich haben es derzeit schwer. “Menschen wie ich” bedeutet in diesem Fall “Menschen, die den Mund nicht halten” in Korrelation mit “Menschen, die impfkritisch eingestellt sind”. Die eigentliche Hysterie im Zusammenhang mit den aktuell gehäuften Masernfällen ist nämlich gar nicht die Masern-Hysterie, sondern die radikale-ImpfbefürworterInnen-Hysterie. Und weil radikale ImpfbefürworterInnen derzeit völlig am Ausrasten sind (gemäßigte ImpfbefürworterInnen sind ja recht Zen und viele von ihnen vom herrschenden Duktus ähnlich befremdet wie ich), werde ich die Kommentarfunktion für diesen Artikel  so einstellen, dass Kommentare von einem externen Mod (nicht von mir) freigegeben werden müssen – Beleidigungen, persönliche Angriffe und Herabwürdigungen werden deshalb (und leider nur deshalb) hier nicht öffentlich zu lesen sein. Konstruktive Einwände und sachlich formulierte Kritik oder Gegenmeinungen hingegen sind sehr willkommen! Wer damit nicht einverstanden ist, weil er oder sie es als Zensur empfindet, seinen Aggressionen nicht ungefiltert freien Lauf lassen zu können, wie es derzeit im Internet hoch und runter geschieht, ist herzlich dazu eingeladen, nie wieder seinen virtuellen Fuß auf TofuFamily.de zu setzen. Wer findet, dass meine Einstellung zum Thema Impfen meine Glaubwürdigkeit pauschal und grundsätzlich in Frage stellt, mag ebenso der gerade ausgesprochenen Einladung folgen – sprachlich gewalttätige, nicht-differenzierende Menschen, die mehr Zeit damit verbringen, andere Menschen für abweichende Meinungen zu verurteilen als sich dafür zu interessieren, sind hier sowieso falsch. Das wird nicht der letzte impfkritische Text hier gewesen sein.

So viel vorweg.

Zum Thema: Ich selbst bin eine impfkritische Impfbefürworterin mit (derzeit noch?) gänzlich ungeimpften fünfjährigen Sohn*. Das geht, so eine Position kann man haben. Mit meinem obligatorisch geschönten Selbstbild würde ich dazu sagen “kritisch-differenzierende Haltung”. Die, deren Kommentare Ihr nicht zu lesen bekommt, würden das wohl anders benennen. Ich bin keine Impfgegnerin, deshalb macht es keinen Sinn, mit mir über Impfgegnerschaft zu diskutieren – der Graben, der mich von kategorischen ImpfgegnerInnen trennt, ist in etwa so groß wie der Graben zu radikalen ImpfbefürworterInnen. Von den einen trennt mich die Fassungslosigkeit über die zum Teil hanebüchen dubiosen Links und YouTube-Videos, mit denen sie ihre Einstellung begründen. Von den anderen ihre ungehemmte Aggressivität, mit der sie Andersdenkende niedermähen. Beides schwierig.

Mein Sohn ist nicht ungeimpft, weil ich nicht an die Wirkung oder die grundsätzliche Sinnhaftigkeit von Impfungen glaube, sondern weil ich in den ersten Lebensjahren meines Kindes nicht zu dem Schluss gekommen bin, dass Impfen in unserer persönlichen Situation das Beste für meinen Sohn wäre. Es ist eine individuelle, prozessorientierte (und damit nicht endgültige) Entscheidung angesichts unserer persönlichen, jeweils aktuellen Lebensumstände und auch nicht frei vom Faktor Bauchgefühl. Viel mehr werde ich an dieser Stelle aber gar nicht dazu erklären, warum ich impfkritisch eingestellt bin, sondern Bezug nehmen auf die vielen massiven Vorwürfe, die ImpfkritikerInnen seit einigen Tagen und Wochen in so drastischer Form gemacht werden. Und ab hier gibt’s ne Liste.

* Update 19. Mai 2017: Mein Sohn ist schon seit einer ganzen Weile nicht mehr ungeimpft – ohne, dass sich meine Einstellung zum Impfen grundsätzlich verändert hätte. Ich finde es der Vollständigkeit halber wichtig, diese Info nachzuschieben. Bei Gelegenheit schreibe ich gesondert darüber. 

Was ich als Impfkritikerin zu der aktuellen Debatte zu sagen habe:

  • Gemeinwohl und Solidarität: Wenn mir jemand vorwirft, asozial, unsolidarisch und in gesamtgesellschaftlicher Hinsicht verantwortungslos zu sein, weil ich mein Kind nicht gegen Masern impfen lasse und damit kleine Babys oder Kinder mit geschwächtem Immunsystem gefährde, finde ich den Duktus sehr, sehr unfreundlich und zuweilen auch verletzend (das wollen viele radikale ImpfbefürworterInnen wohl auch – verletzend sein und einschüchtern, wie das halt so ist mit Gewalt, ob jetzt physisch oder verbal). Aber inhaltlich ziehe ich mir den Schuh echt kein bisschen an. Denn ich weiß ganz genau: Kein Vater und keine Mutter impft sein oder ihr Kind aus solidarischen oder uneigennützigen Gründen. Wer sein Kind impft, hat eine grundsätzlich impfbefürwortende Haltung und geht davon aus, dass Impfen das Beste für das eigene Kind ist. Niemand nimmt das Risiko von gesundheitlichen Schäden in Form von Impfkomplikationen für das eigene Kind in Kauf, um sich dem Allgemeinwohl unterzuordnen. Wenn man impft, dann deshalb, um sein Kind vor bestimmten Krankheiten zu schützen. Da braucht mir niemand was von Solidarität erzählen. Ich verstehe den Aspekt des Gemeinwohls sehr gut und ich mache mir auch Gedanken darüber. Aber ich ordne mich da moralisch nur denen unter, die auch wirklich aus genau diesem Grund ihr Kind impfen lassen (anyone?). Als “Nebeneffekt” einer eigennützigen Entscheidung lasse ich das Argument nicht gelten. Das ist ja irgendwie als würde jemand, der wegen seiner Unverträglichkeit von tierischen Fetten oder so kein Fleisch isst, andere Fleischesser verurteilen, weil sie das Elend in Tierfabriken unterstützen. So ähnlich halt. Weil nämlich, dem Typen mit der Unverträglichkeit geht es gar nicht um die Tiere. Und den radikalen ImpfgegnerInnen geht es auch nicht um das Allgemeinwohl. Menschen, denen das Allgemeinwohl wichtig ist, sind nicht verletzend zu anderen. Ich habe diese radikalen ImpfbefürworterInnen sogar im Verdacht selbst höchst unsolidarisch zu sein: Die (also die radikalen ImpfbefürworterInnen) ertragen das nämlich nicht, dass andere (also die Nicht-ImpferInnen) von dem profitieren, was sie “geleistet” haben, nämlich die Herdenimmunität herzustellen. Die gönnen den nicht-impfenden Eltern einfach nicht, dass deren ungeimpfte Kinder keine Kinderkrankheiten bekommen, obwohl die dazu gar nix beitragen. Das hat etwas mit Geiz im Sinne von nichts abgeben wollen zu tun. Gesunde Kinder muss man sich nämlich verdienen und zwar durch Impfen und wer nicht impft, hat auch gesunde Kinder nicht verdient. Das habe ich verstanden, nachdem ein besonders charmantes Exemplar einer Impfbefürworterin neulich auf meiner Facebook-Seite allen impfkritischen Eltern gewünscht hat, ihre Kinder würden an einer der Krankheiten sterben, gegen die sie nicht impfen lassen; natürlich nicht ohne den vorangegangenen Vorwurf, ImpfkritikerInnen seien unsolidarisch und verantwortungslos. Jemandem, der so etwas denkt, dem geht es nicht um das Wohl von irgendwem, der weiß auch gar nicht, was Solidarität bedeutet. Nun weiß ich, dass selbst unter den radikalen ImpfbefürworterInnen nur ein Bruchteil ein derart giftiges Herz haben, aber von ihrer Herdenimmunität was abgeben wollen die meisten trotzdem nix.
    Ich kann von mir sagen, dass ich ein zu weiten Teilen altruistischer Mensch bin, der im Kleinen und im Großen viele Entscheidungen trifft, die mehr mit meinen Überlegungen zum Allgemeinwohl zu tun haben, als mit meinen eigenen Bedürfnissen (ich lebe vegan obwohl ich Spiegeleier und Döner göttlich fand, ich spende und habe Öko-Strom obwohl ich echt wenig Kohle habe, ich kaufe für mich nur Kindersklaverei-freie Kakaoprodukte obwohl ich Schokolade wirklich liebeliebeliebe, ich fliege so selten wie nur möglich obwohl mich das oft viel Geld und Zeit kostet). Aber ich kann keine altruistische Entscheidung treffen, wenn es um die Gesundheit meines Kindes geht. Ich kann  nicht die Interessen meines Kindes unter das Allgemeinwohl stellen. Das ist mir nicht möglich. Das kann keine Mutter.
  • Verantwortung: Eltern, die ihr Kind impfen lassen, tun das, weil sie das Beste für ihr Kind wollen. Eltern, die ihr Kind nicht impfen lassen, tun das, weil sie das Beste für ihr Kind wollen.
    Es gibt viele Eltern die nach reflektierter Abwägung und kritischer Information sich dazu entscheiden, ihr Kind nach den Empfehlungen der STIKO durchimpfen zu lassen. Das finde ich verantwortungsvoll. Also den Teil mit der reflektierten Abwägung und kritischen Information. Zum Durchimpfen positioniere ich mich nur insofern, als dass ich es halt nicht mache. Ich bin aber überzeugt davon, dass die meisten derjenigen, die gerade rumbrüllen, dass impfkritische Eltern verantwortungslos seien und ihnen die Kinder weggenommen werden sollen, sich selbst nicht halb so ausführlich mit dem Thema Impfen auseinandergesetzt haben, wie die meisten impfkritischen Eltern. Wir impfkritischen Eltern machen es uns ziemlich schwer. Es wäre viel einfacher, fraglos dem Kinderarzt/der Kinderärztin zu vertrauen und den vorgegebenen Impfplan mitzumachen. Stattdessen lesen wir Bücher, gehen zu Vorträgen, lassen uns ausführlich beraten. Ich selbst beschäftige mich gerade sehr intensiv mit der Frage, ob ich meinen Sohn angesichts der aktuellen Entwicklungen gegen Masern impfen lasse. Ich hätte dafür meine Hirte-Ausgabe (Anmerkung: Martin Hirte ist der Autor des quasi Standardwerks für individuelle Impfentscheider “Impfen Pro & Contra”) von 2008 aus meinem Bücherregal noch mal lesen können, aber es gibt eine aktualisierte Auflage von 2012 und ich will so aktuell wie möglich informiert sein wenn ich eine so wichtige Entscheidung treffe, deshalb habe ich die neue Auflage bestellt. Und noch ein Buch und noch eine DVD. Und während ich den Hirte lese, google ich einige der erwähnten Studien und Aufsätze und lese die auch noch nach. Und ich setze mich nicht nur mit der Frage auseinander ob ich gegen Masern impfen lasse, sondern ich frage mich, ob ich den Masern-Einzelimpfstoff nehmen oder gleich die Mumps-Masern-Röteln-Impfung (MMR) machen soll. Ich schlage die einzelnen Krankheiten nach und gucke mir die verschiedenen Möglichkeiten dagegen zu impfen an (eine Mumps-Erkrankung ist bei Jungen u.U. folgenreicher als bei Mädchen, gibt es aber nicht als Einzelimpfstoff, d.h. sollte ich zu der Entscheidung gelangen, meinen Sohn vor der Pubertät gegen Mumps schützen zu wollen, muss ich die Entscheidung bereits jetzt fällen) und wäge die Risiken und Vorteile ab. Ich bin noch zu keinem endgültigen Ergebnis gekommen, es ist sauschwer. Ich finde tatsächlich, dass die Impf-Entscheidung die mit deutlichem Abstand schwerste Entscheidung in der gesamten Elternschaft ist. Vor allem im ersten Lebensjahr des Kindes, aber auch danach. Und ich bin überzeugt, dass die ganzen Hater da draußen sich die Entscheidung nicht halb so schwer machen. Ich bin überzeugt, dass die meisten von ihnen ihren eigenen Titer gar nicht kennen – wahrscheinlich sind gar nicht wenige von ihnen selbst potenzielle Masern-Verbreiter. Ich behaupte sogar, dass die meisten von ihnen nicht mal wissen, was Titer überhaupt ist. Ob man verantwortungsvoll eine Entscheidung trifft, hat für meine Begriffe in erster Linie damit zu tun, ob man seine Entscheidung reflektiert und nach bestem Wissen und Gewissen gefällt hat. Das kann eine reflektierte und informierte Entscheidung für das Impfen sein oder eine reflektierte und informierte Entscheidung gegen das Impfen.

Wenn ich bewusst entscheide, mein Kind zu impfen und es bekommt einen Impfschaden, habe ich Pech. Wenn ich bewusst entscheide, mein Kind nicht zu impfen und es erleidet einen Schaden durch eine Kinderkrankheit, habe ich Schuld. Da stimmt doch was nicht.

  • Verstand: Man braucht keinE VerschwörungstheoretikerIn sein, wenn man der Ständigen Impfkommission (STIKO) des Robert-Koch-Instituts (RKI) nicht bedingungslos vertraut. Die STIKO ist ja zur Transparenz verpflichtet; man kann auf der Internet-Seite des RKI die Verflechtungen und Interessenskonflikte der einzelnen STIKO-Mitglieder mit verschiedenen Unternehmen der Pharmaindustrie nachlesen (sich bis ganz nach unten durchklicken lohnt sich!). Und seit bitte wann sind Verflechtungen mit der Wirtschaft  ein Gütesiegel für Vertrauen und neutrale Wissenschaftlichkeit? Ich habe das gar nicht mitgekriegt, bis vor kurzem war es nämlich noch ziemlich en vogue sowas ziemlich uncool zu finden. Die Tage erst habe ich einen Artikel gelesen, in dem es darum ging, ob Firmen Unterrichtsmaterialien für Schulen bereitstellen sollen. Natürlich sollen sie das nicht, ich will die Wirtschaftslobby nicht in der Schule meines Kindes haben. Und ich befürworte sehr die Karenzzeit die gerade PolitikerInnen verordnet wurde, die in die Wirtschaft wechseln wollen. Ich bin mir ziemlich sicher, dass ich mit dieser Einstellung für nur sehr wenig böses Blut sorge. Aber wenn ich sage, dass mir das suspekt ist wenn die ehrenamtlich (!) tätigen STIKO-Mitgli, eder Honorare von Pharmaunternehmen bekommen (wenn auch nicht alle), dann bin ich eine irrationale Verschwörungstheoretikerin? Wie ist das denn passiert?
  • Impfpflicht: Weiß ich gar nicht, ich glaub, da bin ich nicht mal pauschal dagegen. Habe ja eine grundsätzlich kritisch-differenzierende Haltung, näch. Wenn eine gefährliche Krankheit tatsächlich epidemisch ausbricht und weite Teile der Bevölkerung objektiv bedroht, dann entsteht Handlungsbedarf, vielleicht in Form von ner Impfpflicht, keine Ahnung, ich bin zum Glück keine Krisenmanagerin. Aber davon sind wir ja weit entfernt – das checkt man halt nicht, wenn man gerade mit Ausflippen beschäftigt ist. Worum es bei der Impfpflicht geht, ist ja das Thema Gesundheit. Leute, die das fordern, wollen eine verbesserte gesellschaftliche Gesundheit die nicht von Krankheiten gefährdet wird, die durch einen Gesetzeserlass verhindert oder dezimiert werden könnten – eine staatlich verordnete Gesundheit quasi. Würde eine Impfpflicht das leisten? Eine gesetzliche Verpflichtung zu impfen würde viele Krankheiten verhindern, ja (und würde gleichzeitig vielleichtwahrscheinlich anderen Krankheiten Platz machen, aber das nur nebenbei). Das würde aber auch die gesetzliche Verpflichtung für Frauen, ihr Baby mindestens ein Jahr lang zu stillen. Oder eine gesetzlich vorgeschriebene Form der Ernährung seiner Kinder, die etwa Zucker, Tierprodukte, Fertigprodukte und ähnliches gänzlich oder zu weiten Teilen verbietet. Oder die gesetzliche Verpflichtung, zwei-drei Mal in der Woche Sport zu machen. Das alles würde nicht nur die individuelle Gesundheit von Erwachsenen und die der Kinder verbessern, sondern durch ein allgemein gestärktes Immunsystem auch die Verbreitung von Krankheiten deutlich reduzieren. Einige Menschen machen diese Dinge freiwillig – andere entscheiden sich dagegen. So ist das.Wie das aber immer so ist mit restriktiven Methoden in einer demokratischen Gesellschaft, die ja eigentlich von Mündigkeit und Bürgerrechtlichkeit lebt, finde ich viel sinnvoller, günstige Bedingungen für persönlich und/oder gesellschaftlich nachhaltige individuelle Entscheidungen zu treffen. Zum Beispiel durch einen verbesserten Zugang zu Stillberatungen, mehr Aufklärung in Sachen Ernährung oder besser zugänglichen Gesundheitsprogrammen. Im Fall von Impfen ist es nicht so leicht getan – meiner Meinung braucht es hier nicht weniger als die komplette Abschaffung der STIKO und ihre Ablösung durch ein tatsächlich unabhängiges, staatliches Gesundheitsgremium, in dem die Mitglieder transparent berufen und angemessen besoldet werden um das Risiko von Korruption und Bestechlichkeit zu minimieren. Und es braucht ÄrztInnen, die nicht von Pharmakonzernen fortgebildet werden (meine Eltern sind Ärzte, ich sehe was da bei denen reinflattert) und die nicht gerade mal vier Euro für die Impfberatung erhalten und das auch nur dann, wenn danach auch wirklich eine Impfung erfolgt. Das alles schafft keine vertrauensvolle Informationsgrundlage.
  • Masernparty: Ich kann niemanden ernst nehmen, der oder die dieses Wort in den Mund nimmt. Ich bewege mich sozusagen im Epicenter der alternativ-ökologischen Elterncommunity (vegan in Berlin-Prenzlauer Berg mit reformpädagogischer Kita und zu weiten Teilen ungeimpften oder nur selektiv geimpften Kindern im vorwiegend akademischen Freundes- und Bekanntenkreis) und ich kenne niemanden, der oder die mal auf einer Masernparty war. Es gibt ja nichts, was es nicht gibt, aber ich behaupte, dass Masernpartys mit the real world von ImpfkritikerInnen und ImpfgegnerInnen nicht viel zu tun haben. Davon müsste man über die Jahre mal wenigstens über ein paar Ecken gehört haben. Wer von Masernpartys redet, outet sich als jemand, der über eine Gruppe abhasst, über die er oder sie einfach mal original keine Ahnung hat. Das eigentlich schlimme ist aber, dass radikale ImpfbefürworterInnen auch gar kein Interesse haben, mehr zu erfahren. Da wird sich auf seinen Vorurteilen ausgeruht, herablassend die Füße hochgelegt und losgeballert. Wie viel innere Beschränktheit – und das meine ich nicht mal in intellektueller Hinsicht, sondern in der Entscheidung über die Art die Welt zu betrachten – man da über sich selbst offenbart.

Was will man machen. Haters gonna hate.

 

Bei meinem CMS-Umzug im Frühjahr 2016 konnten die alten Kommentare nicht übernommen werden; hier können sie aber aufgerufen werden. 

15 Kommentare
  1. wir wissen bis heute nicht was wir geimpft, bekommen/bekamen bei der schul Impfung,
    keiner kennt die Zusammensetzung sie wird uns vorenthalten.
    vielleicht wirkt es wie das Fluorid !?

    • Du meinst, Impfungen könnten vor Karies schützen? Gewagte Theorie.

      Kchrch.

    • ELMAR wir wissen sehr genau was in Impfungen an Inhaltsstoffen vorhanden ist. Das muss veröffentlicht werden. Das du es als Kind nicht mit bekommen hast, bzw das diese Unterlagen wie ein Beipackzettel nicht an deine Eltern ging ist vl ein “fehler” ABER ich glaube eher das es eher darum ging das man schnell durch ist mit der Impfung in der Schule und nicht zuviel “Papier” ausgfibt mit dem die Kinder dann vielleicht nur “blöd rum spielen”.

  2. Toller Beitrag – danke für diese offenen Worte und das Teilen deiner Ansicht – du sprichst mir so was von aus der Seele!

  3. Du triffst es auf den Punkt. Diejenigen, die einfach nur blind folgen und ihre Kinder impfen lassen ohne sich zu informieren, schimpfen am lautesten und beleidigen einen als Rabeneltern. Aber ist ja auch klar, sie müssten sonst ja auch zugeben, dass sie ihren Kindern etwas zugemutet haben, dass womöglich nicht “richtig” war. Eine objektive Aufklärung und Auseinandersetzung wäre hilfreich und wünschenswert. Danke für diesen ehelichen Artikel.

  4. Schade. Ich bin neue Veganerin mit einem Baby und bin auf der Suche nach zuverlässige Infos, wie ich mein Kind richtig ernähren soll. Ich hatte mich gefreut, diese Seite gefunden zu haben aber wenn ich sehe, dass Sie “impfkritisch” eingestellt sind, ist es als ob Sie daran glauben würden, dass die Welt flach wäre. Die Argumente, die Sie hier ablehnen, sind keine Meinungen die mal mal so, mal so sehen kann, sondern Tatsachen, wie zB dass ein ungeimpftes Kind andere Kinder gefährdet. Schade, dass Sie die zwei nicht auseinanderhalten können. Das macht aber leider der Rest der Seite suspekt. Es geht nicht um Haters gonna hate. Es geht darum, das eigene und andere Kinder zu schutzen und wenn man, wie Diana oben schieb, sich “informiert”, lernt man sehr schnell, dass alle Bedenken gegen das Impfen schon vor vielen Jahren wissenschaftlich widerlegt wurden und nur noch Verschwörungstheorien übrig sind. Wer trotzdem sich daran festhält verdient kein Respekt. Also muss ich woanders weiter suchen. Noch mal, schade.

    • Liebe Marie, mir ist schon klar, dass viele radikale ImpfbefürworterInnen impfkritischen Menschen absprechen, impfkritisch zu sein – mir wurde schon so oft unterstellt, ich sei in Wirklichkeit ja Impfgegnerin, das provoziert mich schon lange nicht mehr.

      Liebe Marie, verstehe ich Dich richtig, dass Du tatsächlich denkst, es sei wissenschaftlich erwiesen, dass es keinen Grund für Bedenken gegen Impfungen gäbe? Das klingt für mich ehrlich gesagt nicht sonderlich informiert. In Wirklichkeit ist sich die Wissenschaft natürlich einig darüber, dass es bei Impfungen zu harmloseren Reaktionen wie Rötungen oder Fieber, bis hin zu schwerwiegenden Komplikationen und Schädigungen wie Behinderungen oder Todesfällen kommen kann. Impfschäden werden (vom Paul-Ehrlich-Institut) erfasst und – wenn anerkannt – auch staatlicherseits entschädigt. Also kann mitnichten die Rede davon sein, dass Bedenken gegen Impfungen per se in den Bereich der Verschwörungstheorien gehören – Impfrisiken sind real. Weitgehend wissenschaftlicher Konsens ist jedoch, dass die Risiken bestimmter Impfungen im Verhältnis zu den Nutzen eher gering sind.

      Ansonsten gibt es aber auch gar nicht mal so viel Konsens: Die Empfehlungen der Impfkommissionen verschiedener europäischer/EU-Länder gehen nämlich auch auseinander. Zum Beispiel hält die Impfkommission in Deutschland die Impfung gegen Rotaviren für Babys ab sechs Wochen empfehlenswert, im schweizerischen Impfplan kommt sie jedoch überhaupt gar nicht vor. Oder die Windpocken-Impfung: Die deutsche Impfkommission empfiehlt sie ab 12 Monaten, die schweizerische nur für Jugendliche und Erwachsene. Radikale ImpfbefürworterInnen möchten gerne glauben, dass die Empfehlungen der STIKO unerschütterliche Allgemeingültigkeit haben, und alle Menschen, die sie in Frage stellen, seien nicht ganz richtig im Kopf – aber das hat sie halt einfach nicht. Und natürlich: In Kinshasa muss es andere Impfempfehlungen geben als in Freiburg. Aber wenn es in Freiburg andere Impfempfehlungen gibt als in Basel, scheint es mit der unerschütterlichen Allgemeingültigkeit von Impfempfehlungen ja nicht sehr weit her sein.

      Ja, es kann sein, dass ein ungeimpftes Kind ein anderes Kind mit einer Krankheit ansteckt, gegen das hätte geimpft sein können. Ungleich wahrscheinlicher ist es jedoch, dass Jugendliche und Erwachsene ein anderes Kind mit einer Krankheit anstecken, gegen die sie hätten immun sein können – da sind die Impflücken aufgrund schlichter Nachlässigkeit nämlich deutlich höher als bei Kindern. Ich kann Dich ja mal fragen: Liebe Marie, kennst Du Deinen Masern-Titer? Ich meinen schon.

      Und, liebe Marie, wenn für Dich Respekt an Bedingungen geknüpft und nicht eine Grundhaltung ist, dann hast Du die Idee des Veganismus ja schon mal leider gar nicht kapiert. Ich hoffe sehr (auch für Dein Kind), dass das keine grundsätzliche Einstellung von Dir ist, sondern einfach nur diese typisch emotionale Reaktion besorgter, äh, radikaler ImpfbefürworterInnen auf die vermeintlich unmittelbar bevorstehende Masernisierung des Abendlandes.

      Übrigens bist auch wahrlich nicht die erste, die behauptet, TofuFamily.de boykottieren zu wollen aufgrund meiner Impf-Einstellung – aber ich weiß, dass Ihr alle doch wiederkommt. Hihi! Das ist okay, Ihr seid immer willkommen. Bis bald! 🙂

    • Schade, daß ich diesen hervorragenden Artikel heute erst entdeckt habe. Und an “Marie”, auch wenn es sie vermutlich nicht mehr erreicht: Vielleicht sollten Sie den Artikel noch einmal gaaaanz gründlich lesen…. und danach noch einmal, bis sie ihn verstanden haben.

  5. Ach Sohra, du bist die Coolste xD ich feiere deinen letzten Kommentar, aber auch ansonsten lese ich gerne von dir – sei es hier oder in div. Facebook-Gruppen 🙂 vielen Dank für deine tolle Seite!

  6. Hallo,

    ich bin eine Mama die nach Stiko Empfehlung geimpft hat und weiß was ein Titer ist. Irgendwie ist der Artikel voll mit Unterstellung. Ich kann damit hat nichts anfangen – du sagst dein Kind ist nicht ungeimpft weil du Impfgegner bist sondern weil es dir euch in eurer Situation eben so am Besten gepasst hat. Bei uns hat eben Impfen nach Empfehlung der Stiko am Besten gepasst. Deshalb möchte ich aber genau so wenig in eine Schublade gesteckt werden wie du. Wenn du dich ohnehin gut informierst über die Impfungen, wie wäre es stattdessen mit einem Artikel wo du zusammenfasst, was bei den einzelnen Impfungen zu beachten ist – und für alle, die es nicht wissen, was ein Titer ist. Übrigens hatte ich bei meinem Sohn eine Blutabnahme (nicht zwecks Titerbestimmung) -und würde nach der Erfahrung niemandem eine Titerbestimmung beim Kleinkind empfehlen, wenn es nicht unbedingt sein muss- die Blutabnahme war der Horror.

    • Liebe Tina,

      ich finde völlig in Ordnung, wenn man sein Kind nach Stiko-Empfehlungen impft. Ich halte Impfen für eine höchstpersönliche Entscheidung – wenn es für Euch gepasst hat und Du Dich nicht schwer mit der Entscheidung getan hast, ist doch alles super! Ich habe gerade nicht den Eindruck, dass Du zu den Menschen gehörst, die völlig durchdrehen, wenn sie hören, dass jemand nicht oder nur selektiert impft – deshalb brauchst Du Dich auch nicht angesprochen fühlen oder denken, dass ich Dich in irgendeine Schublade stecke. 🙂

      Übrigens habe ich oben gar nicht geschrieben, dass ich mein Kind nicht geimpft habe, weil es für uns so das Beste war, sondern weil ich nicht zu dem Schluss gekommen bin, dass es das Beste wäre. Das ist ein feiner, aber wichtiger Unterschied. Ich war nie überzeugte Nicht-Impferin (es gab im ersten Lebensjahr auch zwei Impf-Termine, die habe ich kurzfristig abgesagt), ich war (und bin immer noch!) sehr unsicher bei diesem Thema, es ist wirklich eine schwierige Entscheidung. Und wenn man sich nicht sicher ist, ob man etwas machen soll oder nicht, dann läuft es halt oft darauf hinaus, dass man es so lässt, wie es ist. Für mich war zum Beispiel klar, dass ich meine Entscheidung spätestens überprüfe, wenn ein Geschwisterchen kommt oder mein Kind ins Jugendlichenalter kommt. Wobei ich mir schon sicher bin, dass aus mir keine Durch-Impferin mehr wird.

      Schade, dass die Blutabnahme bei Deinem Kind so eine unangenehme Erfahrung war, manchmal läuft das echt schrecklich für das Kind. Ich weiß nicht, wie die Umstände bei Euch waren – ich habe meinem Großen drei Mal Blut abnehmen lassen (mit 1,5, mit ca. 3 und mit 6) und es hat ihm jetzt nicht gerade Spaß gemacht, aber es sind nicht mal Tränen geflossen.

      Ja, ein Impf-Informationsartikel… Wenn ich mal sehr viel Zeit und Mut habe, mache ich das. Vielleicht. 😉
      Liebe Grüße!

  7. Ach, dieses Thema ist so komplex wie emotionsgeladen. Trotzdem ist es immer wieder mutig und gut, darüber zu sprechen. Ich denke auch, dass wir alle das Beste für unsere Kinder wollen und diese enorme Unsicherheit, was denn das Beste ist (wir können esja nicht wissen, sondern nur vermuten und nach bestem Wissen und Gewissen handeln) diese vielen radikalen Diskussionen hervorruft. Als ob solche Entscheidungen nicht schon schwer genug wären! Zumindest für die, die sich informieren und nicht einfach nach einem Plan der STIKO impfen. Information macht es ja bei vielen Themen nicht einfacher 😉
    Wir haben geimpft. Aber nicht alles, sondern nur was ich persönlich als sinnvoll erachte (z.B. die erste Große mit Keuchhusten und Tetanus etc.). Gerade Tetanus war für mich schon wichtig und auch in zwei Situationen schon angebracht. Die MMS haben wir auch geimpft. Da habe ich allerdings sehr lange gehadert und bin auch heute nicht zu 100%, aber zumindest überwiegend überzeugt. Persönlich für unsinig halte ich Windpocken und Rotaviren. Zum Glück habe ich eine gute Kinderärztin, die einen mit diesen Entscheidungen tatsächlich offen zur Seite steht! Sowas hilft sehr, ist aber anscheinend nicht die Regel. Sie erklärt auch (denen, die es interessiert…), dass die Rotaviren und Windpocken für gesunde Kinder (!) keine Bedrohung darstellen. Zumindest hier bei uns nicht. Die Infektionen kosten aber eine Menge Geld. Z.B. häufig stationer Aufenthalt von 1-2 Wochen bei Rota durch heftige Durchfälle. Das sind Kosten, die die Krankenkassen gerne reduzieren möchten… Und dafür unterziehe ich meine Kinder sicher nicht einer Impfung, die noch nicht mal ausrechend langfristig erforscht wurde. Ich habe aber auch das Glück, dass ich im Fall der Fälle daheim bleiben kann mit meinen kranken Kindern. Und das können viele Mamas und Papas ja nicht einfach so für zwei Wochen oder länger. Und die Windpockenimpfung kann man ja auch immer noch im späteren Schulalter nachholen, falls man bis dahin keinen natülichen Schutz aufgebaut hat.
    Lange Rede, kurzer Sinn. Das ist tatsächlich ein ganz individiueller Entscheidungsprozess, der viele Komponenten berücksichtigen muss. Und ein gegenseitiges Zerfleischen bringt da niemanden weiter. Aber es entläd die Unsicherheiten einiger… 😉 Alles Liebe, Nathalie!

  8. Auch wenn es sich um einen alten Artikel handelt, bleibt das Thema ja dennoch aktuell und umstritten. Ich verstehe nicht, warum du die Möglichkeit, dass Eltern aus solidarischen oder ethischen Beweggründen impfen lassen, für so unwahrscheinlich hälst. Natürlich lasse ich mein Kind nicht impfen, wenn ich die Wahrscheinlichkeit für einen Impfschaden für sehr hoch halte. Ich halte einen Impfschaden dennoch für möglich, aber unwahrscheinlich. Gleichzeitig glaube ich nicht, dass ich meine Kinder für ihr eigenes Wohl unbedingt impfen müsste. Für mich gehen aber auch andere Entscheidungen, die ich aus ethischen Gründen treffe, mit einer Restgefahr für das gesundheitliche Wohl meiner Kinder einher. Z.B. nehme ich meine Kinder (1 und 3) mit auf Demos oder transportiere sie im Fahrradanhänger durch den Stadtverkehr statt im Auto. Und ich denke es geht vielen Eltern so, die ihr erzieherisches Verhalten an ethischen Maßstäben ausrichten und dafür eine minimale Gefahr (die ich in allen genannten Fällen für gering halte) in Kauf nehmen.

Schreibe einen Kommentar