In Josef Schafs Welt halten die Tiere kleine Menschen in Käfigen und an der Leine. Nur Josef Schafs Eltern sind zunächst skeptisch und finden, das sei Menschenquälerei.
Der Plot: Josef Schaf ist der einzige in seiner Klasse, der keinen kleien Hausmenschen hat. Total peinlich findet er das und dabei hat er seinen Eltern doch hoch und heilig versprochen, dass er sich gut kümmern und auch immer den Käfig sauber machen würde! Der strenge Papa Schaf und die liebe Mama Schaf (Mööp, Minuspunkt für diese unkreative Rollenverteilung) sind jedoch dagegen, aber irgendwie entscheiden sie sich doch um und erfüllen ihrem Sohn zum Geburtstag seinen Wunsch. Purzel heißt der kleine Hausmensch und alles läuft gut bis Purzel plötzlich beim Auslaufen wegrennt! Die ganze Tiergemeinschaft hilft mit, Purzel – der ganz auf sich allein gestellt ja nicht überlebensfähig ist – wiederzufinden. Erleichtert gibt’s von Josef für Purzel noch ein Leckerli und die beiden schlafen nach der großen Aufregung gemeinsam ein.
Ich denke, kritisch könnten einige finden, dass in dem Buch verschiedene menschliche Ethnien vorkommen: Einige der Tiere haben nämlich einen Eskimo oder einen chinesischen Hausmenschen. Ich persönlich finde das unproblematisch, weil der ethnischen Zugehörigkeit keine weitere Zuschreibung (also ein Hausmensch ist nicht soundso weil es einen bestimmten ethnischen Hintergrund hat), Bewertung oder Abwertung folgt – die verschiedenen Ethnien werden nur bildlich in ihrer (ausschnitthaften) Vielfalt dargestellt und weiter nicht kategorisiert oder beurteilt. Auch den Begriff Eskimo finde ich jetzt erst mal okay, da es dazu soweit ich weiß keine bessere Begrifflichkeit gibt – stattdessen Inuit zu sagen, ist ja auch umstritten, da es ja arktische Ethnien gibt, die eben keine Inuit sind. Schwieriges Thema – ich bin ein großer Fan von Political Correctness (in der es ja schließlich nicht um Korinthenkackerei, sondern um nichts anderes als Sensibilität und Rücksicht geht und ja, wenn ich meinem Kind Pippi Langstrumpf vorlese, lese ich sicher nicht das N-Wort vor), aber dieses Buch ist meiner Auffassung nach okay.
“Josef Schaf will auch einen Menschen” hat einige Auszeichnungen erhalten, unter anderem war es 2003 das Buch des Monats, fand zumindest die Deutsche Akademie für Kinder- und Jugendliteratur. Ich bin mir nicht ganz sicher, ob ich das nicht etwas übertrieben finde, aber extrem okay ist das Buch auf jeden Fall. “Josef Schaf will auch einen Menschen” liefert eine gute Gesprächsgrundlage um darüber nachzudenken, wie sich das wohl anfühlen muss, nicht in Freiheit leben zu dürfen.
Der Verlag empfiehlt das Buch für Kinder von 4-6 Jahre, da würde ich mich mal grob anschließen, etwas früher geht sicherlich auch.
Kirsten Boie, Philip Waechter: Josef Schaf will auch einen Menschen. Oetinger Verlag 2002, 32 Seiten, 12 Euro.
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